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Unterwegs mit meinem Freund: Jerry-Lee.

Auf den Hund gekommen – wir alle kennen diese Redewendung. Diese Redensart bedeutete im Ursprung, dass man den Reichtum / Familienschatz, der in aller Regel in einer Truhe lag, soweit aufgebraucht hatte, dass ein als Wächter gemalter oder ins Holz geschnitzter Hund auf dem Truhenboden zu sehen war. Auf den Hund gekommen bedeutete in diesem Zusammenhang also gar nichts Gutes!
Ganz anders ist dies im Falle blinder Menschen, die den Schritt zum Führhundehalter gehen und sich für einen Blindenhund als Partner entscheiden. Rolf Roth ist im übertragenen Sinne also «auf den Hund gekommen» und hat dabei mit Jerry-Lee einen ganz besonderen Familienschatz gefunden. Im Grunde geht es um die Mensch – Hund Beziehung und dabei um diejenigen Hunde, die ihren Menschenfreund im Alltag unterstützen. Hunde also, die Menschen retten oder kranken Menschen wieder Hoffnung geben. Imponierend ist es, wenn Hunde ihrem sehbehinderten Halter quasi ihre Augen leihen. Rolf Roth mit seinem Führhund Jerry-Lee ist ein Führhundeteam, das man nicht übersehen kann.

Rolf – vielen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit für unser Gespräch nimmst.

Erinnerst Du Dich noch daran, warum hast Du Dich überhaupt für einen Blindenführhund entschieden?
Einerseits war es die Freude an Hunden, andererseits aber auch ganz pragmatische Gründe. Mit dem weissen Stock muss man z.B. immer erst ins Hindernis reinlaufen, mit dem Hund weicht man bereits vorher aus. Auch bewegt man sich auf nicht sehr gut bekannten Routen viel sicherer und freier.

Was war für Dich der Anlass oder das Schlüsselerlebnis, um sich beim VBM Blindenhundeschule Liestal für einen ausgebildeten Blindenhund zu bewerben?
Im Jahr 1996 hörte ich erstmals, dass der VBM verschiedene Rassen für Blindenführhunde ausbildet. Für mich war von da an klar, dass ich mich bei dieser Schule um einen Führhund bemühen würde. Mir schwebte ein weisser Schäferhund vor. Im Februar 1998 war es dann soweit.

Welches sind für Dich persönlich die grössten Unterschiede zwischen einem Leben mit einem Führhund und einem Leben ohne Blindenhund?
Es war eine sehr grosse Umstellung als ich vom Blindenstock zum Führhund wechselte. Mit dem Stock bin ich selber verantwortlich, dass ich mir keine Beule hole. Mit dem Hund muss ich mich plötzlich führen lassen und anfangs funkt man dem Hund viel zu viel in seine Führarbeit hinein. Das sind Anfängerfehler und mittlerweile vertraue ich meinem Führhund hundertprozentig. Mit Jerry-Lee bin ich sicher viel mehr draussen und habe viel mehr Bewegung. Auch geht’s auf den Spaziergängen und sonstigen Wegen zügiger als mit einem Blindenstock voran. Zusätzlich ist der Faktor des Kumpels und Freundes sicher nicht zu unterschätzen.

Wie hat eigentlich Dein Umfeld reagiert als Du sie über Deinen Entscheid für einen Blindenhund und dann erst noch einen Deutschen Schäferhund orientiert hast?
Eigentlich rund um positiv! Sowohl privat, als auch bei der Arbeit ist dies von Anfang an unterstützt worden.

Ist Jerry-Lee Dein erster Führhund oder hattest Du vor ihm bereits andere Blindenhunde?
Jerry-Lee ist der 3. Führhund. Vorher hatte ich immer weisse Schäferhunde. Der erste Hund Birko war ab 1998 bis 2006 bei mir. Nach 2 Wochen Krankheit starb er dann mit 11 Jahren.
Der 2. Führhund Bjarki war nicht lange im Einsatz. Nach ca. 4 Jahren musste ich ihn frühpensionieren. Er war ganz einfach nicht gemacht als Führhund im Einsatz zu stehen, und hatte Mühe, mit dieser doch sehr hohen Belastung im Alltag (Verkehr, viele Leute in der Stadt, etc.) umzugehen. Und nun ist Jerry-Lee seit Frühling 2013 und damit schon seit fast 7 Jahren bei mir. Jerry-Lee begleitet heute schon einen Tag in der Woche meine Frau Martina zur Arbeit. Also quasi bereits ein kleiner Schritt in Richtung Teilpensionierung.

Jerry-Lee ist ein stattlicher Schäferhund Rüde. Warum hast Du Dich für einen Schäferhund entschieden? Hast Du eine spezielle Vorliebe für Schäferhunde?
Zu Jerry-Lee kam ich eher zufällig. Der VBM hat mich nach der Frühpensionierung meines 2. Hundes angerufen und gemeint, dass Jerry-Lee genau ein Hund für mich wäre. Nach einer ersten Begegnung bei mir daheim war es dann wie so oft bei solchen Treffen, man versteht sich, man schätzt sich, man fühlt sich wohl, Liebe auf den ersten Blick halt eben – wie man doch so schön sagt.

Jerry-Lee ist zudem noch ein „altdeutscher“ Schäferhund mit langem Haarkleid. Ist die Fellpflege für Dich als Nichtsehender nicht komplizierter als bei kurzhaarigen Hunden.
Komplizierter aufgrund meiner Sehbehinderung denke ich nicht. Aber ein langhaariger Hund ist so oder so aufwändiger in der Pflege. Für mich ist dies aber kein Problem, da ich dies von meinen eigenen Haaren her bestens kenne!

Was denkst Du, was macht nun Jerry-Lee anders als Deine früheren Führhunde?
Jerry-Lee ist weniger scheu und traut sich mehr zu. Der erste Führhund war sehr zurückhaltend und ziemlich reserviert. Da ist Jerry-Lee offener und direkter. Aber auch Jerry-Lee bleibt ganz klar in seinem Wesen ein Schäferhund. Fixiert auf Personen, aufmerksam bis zum geht-nicht-mehr, und immer bereit, vollen Einsatz zu geben!

Magst Du Dich noch erinnern, wie lange brauchte Jerry-Lee bis er Dir bewiesen hatte, dass Du ihm gleich gut vertrauen kannst, wie Du Deinem vorherigen Hund vertraut hast? Wie erlebt man das als Betroffener so einen einschneidenden Abschied und einen Neubeginn?
Wenn ich mich richtig erinnere, brauchte er nicht sehr lange. Durch seine aufgestellte und motivierte Art und sein Wesen hatte ich schon von Beginn an ziemlich grosses Vertrauen in ihn. Da wir jeden Tag durch die Stadt und mit verschiedenen ÖV-Transportmitteln unterwegs waren, konnte er sein Können täglich unter Beweis stellen. Das schweisst zusammen, und fördert das gegenseitige Vertrauen. Auch Jerry-Lee musste ja zu Beginn meine Mätzchen kennenlernen.

In welchen Situationen bist Du besonders stolz über Jerry-Lee? Kommen Dir gerade Erlebnisse und Geschichten in den Sinn?
Es gibt fast jeden Tag Situationen, in welchen ich sehr stolz auf Jerry-Lee bin. Wenn er z.B. beim Tram die Tür genau beim Knopf anzeigt, wenn er sich durch das Gewusel von Leuten durchkämpft und sich behauptet, wenn er im freien Auslauf beim ersten Pfiff rechtsumkehrt macht, und ins Fuss kommt. All diese “kleinen” Sachen machen mich stolz und fördern wieder täglich das Vertrauen und gegenseitige Zusammenspiel zwischen Hund und Hundehalter. Für einen Führhund, dies ist meine Sichtweise, ist es teilweise nicht ganz leicht, seinem Herrchen die Qualitäten zu beweisen. Man merkt ja nicht, wenn er einem Hindernis, einer stehenden Person, einem parkierten Velo etc. ausweicht. So gibt es sehr viele Momente und Situationen, in welchen der Hund einwandfrei und pflichtbewusst arbeitet, die blinde Person aber gar nichts davon mitbekommt. Als blinde Person merke ich leider nur jene Sachen, welche nicht ganz optimal sind, wenn ich zum Beispiel jemanden touchiere oder mal ein Randstein überlaufen wird oder was auch immer. Also all die positiven Schritte sehe ich gar nicht und merke nur, was nicht immer perfekt klappt. Das ist halt einfach so und das ist mir aber auch sehr bewusst, deshalb mache ich Jerry-Lee auch keine Vorwürfe, wenn mal etwas schief geht.

Gibt es Momente, wo Dich Dein Schlingel Jerry-Lee so richtig zum Lachen bringt? Erzähle mal, was sind das für Geschichten? Was stellt Dein Schlawiner Jerry-Lee dann an, dass Du und Dein persönliches Umfeld / Deine Arbeitskollegen usw. schmunzeln und lachen können?
Sucht er sich einen Knebel, dann muss dieser mindestens 2 Meter lang, und den Durchmesser eines anständigen Oberarms aufweisen. Diesen schleift er dann je nach Situation, geduldig und mit vollem Einsatz mit. Ab und zu muss ich dann das eine Ende nehmen, dann ziehen wir gegenseitig einander kreuz und quer auf dem Weg hin und her, dann rennt er wieder los, wenn ich eine Pause vom Spiel mache. Auch hier ist er äusserst ausdauernd und mit vollem Eifer und Elan dabei.
Beim Spiel, wenn er sich mit der Dicke und Länge der Knebel überschätzt, und sich an kleinen Baumstämmen zu schaffen macht, damit er diese mitschleifen kann, beweist er eine wahnsinnige Geduld, und wird dann nach einer Weile ziemlich genervt, wenn er die Dinger nicht bewegen oder mitnehmen kann. Dann gibt er unglaubliche Geräusche von sich, und sein Einsatz wird noch eifriger. Da muss man ab und zu wirklich schmunzeln ob dieser ganzen Hingabe!
Auch wenn ich an einem Abend etwas länger arbeite, kommt er mal unter seinem Tisch hervor und mit der Nase unter meinen Arm. Dann will er wohl sagen, lass die Hände von der Tastatur, und lass uns langsam, aber doch stetig und zügig nach Hause gehen!
Auch beim Streicheln am Boden, einem typischen Verhalten von mir, kann er Töne von sich geben, die man nicht mehr eindeutig einem Hund zuweisen würde.

Welches sind schwierige Situationen im Umgang mit Jerry-Lee als Blindenhund in unserer modernen hektischen Welt?
Die Hektik als solches ist sicher für einen Führhund sehr schwierig. Der Verkehr, die Fussgänger, alles ist schnell und teilweise unberechenbar.
Auch habe ich das Gefühl, dass je länger je weniger Platz für grosse, teilweise halt auch etwas ungestüme Hunde existiert. Im freien Auslauf sollten sich Hunde auch immer schön angepasst, korrekt, unauffällig, etc. etc. benehmen. Ich wohne auf dem Land, da gibt es glücklicherweise noch Momente, in denen ein Hund auch noch Hund sein kann, mit all den eventuell halt auch manchmal nicht ganz angepassten Seiten.
Ich bin aber überzeugt, dass auch solche Ausfälle, wenn sie sich im Rahmen halten, zu einem ausgeglichenen Wesen eines Hundes beitragen, und dies vielleicht sogar fördern!

Hast Du uns Tipps, wie sich die sehenden Menschen verhalten sollen, wenn sie Dir und Jerry-Lee auf der Strasse, im Tram, im Zug, oder im Bus begegnen?
Aus meiner Sicht die fast wichtigste Regel ist, den Führhund nicht zu streicheln, wenn er im Führgeschirr ist. Kann man sich dann doch fast nicht überwinden, den Hund anzufassen, immer zuerst die blinde/sehbehinderte Person fragen!
Aber bei Jerry-Lee sind solche unerwünschten Streicheleinheiten eigentlich kein Problem. Durch seine imposante Erscheinung ist die Hemmschwelle bei den Leuten, was das Streicheln betrifft, so oder so ziemlich hoch! Es ist ein riesiger Unterschied, ob Du mit einem Führhund mit heller Haarpracht unterwegs bist oder mit einem dunklen Schäferhund der erst noch eine schwarze Schnauze hat!
Ansonsten gibt es aus meiner Sicht keine zwingenden Verhaltensregeln. Die/der FührhundehalterIn sollte möglichst immer Herr der Situation sein. Man sollte wissen, wo der Weg lang geht, wie sein Hund in Situationen reagiert, dies hilft sehr viel dazu bei, sich im Alltag zurecht zu finden. Der Hund braucht klare und eindeutige Anweisungen, dann kann er auch seine Qualitäten und sein Können unter Beweis stellen!

Wie sieht bei Dir ein normaler Arbeitstag aus? Was macht Jerry-Lee während der Zeit, in der Du arbeitest?
Am Morgen laufen wir zirka eine halbe Stunde über Feldwege zum Bahnhof. Da hat Jerry-Lee dann Zeit, die neuesten Nachrichten seiner Artgenossen zu studieren und seinen Kommentar (Markierungen) los zu werden.
Mit Zug, Tram und einem kleinen Fussmarsch in Bern geht’s dann ins Büro. Dort postiert er sich sofort unter einen Tisch. Wichtig ist, dass er immer neben seinem Mätteli liegt. Jeden Abend richte ich seine Decke neu, als erste Amtshandlung beim Eintreffen im Büro wird diese aber zur Seite geschoben. Das Willkommens-Gudeli ist obligatorisch.
So bleibt er dann bis am Mittag, ohne dass man viel von ihm merkt. Kommt eine Person ins Büro, welche nicht den Arbeitsplatz im gleichen Raum hat und selten vorbei schaut, wird diese meist mit einem dumpfen Grollen empfangen. Dies legt sich dann aber schnell wieder.
Am Mittag gibt’s eine kurze Bisirunde, ehe wir dann nach dem Feierabend wieder mit ÖV und dem kurzen Fussmarsch in der Stadt zurückgehen. Dann gibt’s einen längeren Nachhauseweg, wo je nach Situation auf den Feldern oder dann am Waldrand oder im Wald, freier Auslauf kommt. Nicht jeden Tag, aber er soll auch seinen Spass haben, wenn er strenge Führarbeit verrichtet hat!
Nach meinem Dafürhalten ist es Jerry-Lee aber wohl im Büro, auch wenn dies für manche Leute komisch wirken mag. Ich werde oft gefragt, ob es ihm denn da nicht langweilig sei. Durch seine Führarbeit und die Freizeit geniesst er aber auch wieder diese Ruhephasen.

Wie muss ich mir das vorstellen, muss Jerry-Lee bei Dir den ganzen Tag nur arbeiten? Hat ein Blindenhund auch Freizeit und hat er auch einen Feierabend?
Freizeit ist aus meiner Sicht sehr wichtig für ein ausgeglichenes Wesen meines Hundes. Nur Freizeit und rum tollen ist sicher auch nicht optimal, aber nur Arbeit, Gehorsam etc. wäre auch nicht sinnvoll! Meistens sucht sich Jerry-Lee einen passenden und angemessenen Knebel, ab und zu nehme ich auch ein spezielles Spielzeug mit, oder dann schnuppert er ganz einfach nach seinem Gutdünken. Er will ja schliesslich informiert sein, was in seinem Revier so vor sich geht). Ich achte extrem auf einen angemessenen Ausgleich zu der doch sehr anstrengenden Führarbeit!
Der Feierabend ist dann, wenn er sein Bettmümpfeli bekommen hat. Erst dann weiss er, dass ich nichts mehr von ihm haben will, oder er nichts mehr zu machen braucht. Zwar ist er natürlich auch vorher daheim ruhig und gesittet, aber meist sucht er dann nach dem Bettmümpfeli einen seiner Schlafplätzchen auf. Dann wird der Motor runtergefahren.

Blindenhunde müssen ja, wie alle anderen Hunde auch, von Zeit zu Zeit ihr „Geschäft“ erledigen. Um sich keinem Littering-Vorwurf auszusetzen, müssen auch Sehbehinderte den Hundekot in ein Säcklein verpacken und im Robidog entsorgen. Nun sehen Blinde aber nicht, was ihr Hund wo macht. Gibt es da eine Lösung?
Grundsätzlich lernen alle Blindenführhunde bereits im Welpenalter, sich an der Leine zu versäubern. Die blinden Führhundehalter lernen umgekehrt, ihren Hund an der Leine versäubern zu lassen und den Kot aufzunehmen. Dies tun sie, indem sie mit der Hand dem Rücken des Hundes entlang fahren, so dass sie merken, wo ungefähr der Kot zu liegen kommt. Schlussendlich zeigt der Hund anschliessend aufgrund des geschulten Hörzeichens „Robidog“ den nächsten grünen Kasten zum Entsorgen des Plastiksacks an. Die Blindenführhunde werden, im Gegensatz zu früher, nicht mehr an das Versäubern im Strassengraben gewöhnt. Die Verkehrssituation hat in den letzten Jahren massiv zugenommen, hauptsächlich auch der Veloverkehr. Das Versäubern im Strassengraben ist in der heutigen Zeit für den Hund viel zu gefährlich geworden.

Wie ist das eigentlich, wenn Du Ferien hast und verreist. Begleitet Dich Jerry-Lee in die Ferien oder macht ihr getrennt Ferien?
Wenn ich in den Süden für Strandferien verreise, bleibt Jerry-Lee bei Bekannten im Dorf. Diese kennt er sehr gut, und sie wohnen optimal für einen Hund, direkt am Waldrand. Ich bin sicher, dass Jerry-Lee an einem typischen Strandurlaub nicht sehr viel Gefallen finden würde. Auch für mich wäre dies doch eher stressig, denn ich kenne ja da die Gegend nicht so gut, wie bei mir daheim.
Auch die ganze Fliegerei wäre mit so einem grossen Hund wohl eher mühsam. Zwar werden ja Sitzplätze bei den Notausgängen angewiesen, aber trotzdem bin ich fast sicher, dass es Jerry-Lee nicht wirklich geniessen würde.

Rolf, Du bist Projektleiter „Technologie und Innovation beim Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) in Bern. Welche Projekte beschäftigen Dich momentan?
Wir in der Fachstelle des SBV arbeiten an mehreren Projekten parallel:
An der neuen Version „Navigations-App Myway Classic“ für Blinde und Sehbehinderte.
Am Projekt “Intros ÖV-Radar”. Mit dieser App für Smartphones wird es blinden und sehbehinderten Menschen im Endausbau der Applikation möglich sein:

a.) Zu hören, welche Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs in der Nähe der Haltestelle sind.

b.) Die blinde Person kann an der Haltestelle einen Haltewunsch absetzen und nach dem Stillstand des Fahrzeugs an der Haltestelle öffnet sich die vorderste Tür. Die Türe muss nicht mehr mühsam gesucht werden und es ist hundertprozentig sicher, dass es sich um das Fahrzeug der gewünschten Linie handelt, welches via App vorgängig detektiert wurde.

c.) Im Innern des Fahrzeuges kann während der Fahrt die sogenannte Perlschnur aufgerufen werden. Mit der Perlschnur werden die nächsten 5 Haltestellen akustisch dargestellt.

d.) Sobald die gewünschte Ausstiegsstation an die oberste Stelle der Perlschnur gerückt ist, kann der Ausstiegswunsch abgesetzt werden. Dies erspart die lange Suche des Halteknopfes im Bus oder Tram und das ungewollte, unabsichtliche Anstossen der andern Fahrgäste.

Die Überarbeitung der Software “E-Kiosk”. Mit dem E-Kiosk können rund 70 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften abgerufen werden. Die Zeitungen werden blindengerecht aufbereitet, es sind keine Bilder, keine störende Werbung und keine komplexen Tabellen mehr vorhanden. Die angewählten Artikel werden im Fliesstext blindengerecht dargestellt.

Wie kann Dich bei diesen konkreten Entwicklungsarbeiten Dein Führhund unterstützen?
Als Projektleiter muss ich viele Präsentationen, Sitzungen, Vorträge etc. auswärts abhalten. Dies findet sehr oft an verschiedenen Orten statt. Ich bin daher viel unterwegs. Dabei unterstützt mich Jerry-Lee auf all meinen Geschäftsreisen, führt und begleitet mich zuverlässig.

Besteht dabei nicht die Gefahr, dass Du Dir mit der Zeit den Blindenführhund mit Deinen technischen Erfindungen selber abschaffen wirst?
Ein klares NEIN mit Ausrufezeichen! Die Technologien entwickeln sich zwar rasant schnell. Ich vermag auch nicht zu sagen, wie unsere Welt in 15 oder 20 Jahren aussehen wird.

Zwei Gründe warum der Führhund nicht von der Technik verdrängt werden wird:

1.  Die Technik wirkt immer nur unterstützend. Sei dies bei der Navi-App oder bei der Bus-Erkennungs-App. Die blinde Person muss ja trotzdem irgendwie an die Haltestelle kommen. Das heisst, die sehbehinderte Person muss bereit sein, eine gewisse Mobilität mitzubringen, oder sich diese anzueignen. Hier kann der Hund sicher enorm viel zu dieser Mobilität beitragen. Auch in zwanzig Jahren wird es keine App und kein Navi geben, das dem Sehbehinderten die Sträucher und Äste die auf Kopfhöhe auf das Trottoir gewachsen sind, anzeigen wird, geschweige denn, der Wasserschlauch, der gerade heute für die Bewässerung der Blumenrabatte über das Trottoir gespannt und für uns Sehbehinderte zur  Stolperfalle wird.

2.  Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass der Führhund nicht einfach “nur” ein Hilfsmittel ist. Mein Führhund ist nie nur Mittel zum Zweck. Mein Führhund nimmt ja eine ganz andere, zusätzliche und viel wichtigere Rolle für mich als Partner, Freund, Kumpel, oder was auch immer, ein. Dies wird sich sicher auch in zwanzig Jahren nicht ändern, und sei die Technik noch so weit fortgeschritten.

Diese „Bus-Erkennungs-App“ hilft meines Erachtens nicht nur allen Sehbehinderten und Blinden, sondern beispielsweise auch den Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten, gebrechlichen Senioren, Eltern mit Kleinkinderwagen usw. Dank dem, dass Dir Jerry-Lee mit seiner Führarbeit viel Arbeit mit dem weissen Stock abnimmt, gibt er Dir anderseits die Zeit und Kraft und sorgt für den Ausgleich, damit Du Dich überhaupt solchen tollen Projektarbeiten widmen kannst. Damit hilft doch Dein Führhund nicht nur Dir alleine, sondern indirekt auch allen Menschen mit einem Handicap, die diese „Bus-App“ tagtäglich dankbar anwenden und auch gebrauchen.
Ja sicher, Blindenführhunde tragen bei den Sehbehinderten extrem viel dazu bei, dass ihnen ein selbstbestimmteres Leben von Menschen mit einem Handicap überhaupt möglich ist. Die Arbeit eines Blindenführhundes entlastet aber nicht nur Menschen mit Einschränkungen sondern ihr Einsatz als Blindenführhunde hilft unserer ganzen Gesellschaft enorm mit, Kosten einzusparen.

VBM-Blindenhunde sind helfende Partner von blinden Menschen, die wissen was sie wollen und als Führgespann sind sie zusammen erfolgreich und erreichen gemeinsam ihre Ziele.

Gemeinsam sehen – gemeinsam gehen.

Jerry-Lee der ausgebildete Blindenhund mit einigen Dienstjahren auf dem Buckel bedeutet für Rolf Roth Mobilität, Selbständigkeit, Freiheit und damit Unabhängigkeit. Rolfs Eigenständigkeit wird dank Jerry-Lee weitestgehend aufrechterhalten. Rolf kann seinen Arbeitsweg dank Jerry-Lee alleine bewältigen und auch autonom und sicher Besorgungen machen. Rolf verbringt auch seine Freizeit mit Jerry-Lee und ist dadurch auch nicht immer auf eine Hilfsperson angewiesen. Damit behält Rolf ein hohes Mass an Freiheit und Unabhängigkeit, die ohne seinen Führhund gar nicht möglich wäre.

Zur Person:
Rolf Roth ist Mitte Vierzig. Als Rolf drei Jahre alt war, erblindete er durch eine unheilbare Krankheit. Seither ist Rolf vollblind. Rolf absolvierte die kaufmännische Berufsschule und schloss seine Ausbildung als Kaufmann ab. Aktuell arbeitet er als Projektleiter „Technologie und Innovation“ beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen SBV in Bern. Seine Freizeit gehört der Familie, seinem vierbeinigen Freund Jerry-Lee und wenn noch Zeit übrig bleibt, spielt er Gitarre, liebt Hardrock-Musik und ist Gitarrist in einer Hardrock-Band. Rolf ist mit Martina verheiratet und Papa von Lya, der fünfzehnjährigen Tochter.

Zum Führhund:
Jerry-Lee ist ein altdeutscher Schäferhund mit langer Haarpracht. Jerry-Lee ist ein stattlicher Rüde und hat zudem einen ganz berühmten Namensvetter beim Drogendezernat in San Diego. In der Filmkomödie „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ spielt sein Namensvetter Jerry-Lee einen sehr eigenwilligen, knorrigen Drogenspürhund. Ein lustiger, actionreicher Film mit flotten Sprüchen und einem tollen zuweilen aber etwas launigen Jerry-Lee als Polizeidiensthund, der sein Herrchen, ein ums andere Mal aus der Patsche retten muss, also auch ein Führhund der im Film sein Herrchen um die Fettnäpfchen herumführen muss.

Zusammen:
Zusammen mit seiner Familie und Führhund Jerry-Lee wohnt Rolf im schönen Berner Seeland. Sie fahren fast täglich zusammen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt Bern zur Arbeit beim SBV. Ausser an einem Tag in der Woche, da begleitet Jerry-Lee als ganz normaler Familienhund Martina zu ihrem Arbeitsplatz.

Herzlichen Dank!

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