MENÜ
Seit der Gründung 1986
/
unsere Hunde helfen
SPENDEN

Aufmerksam achtet der junge Rüde Haakon auf die Signale seines Junghundetrainers Thomas. Der Deutsche Langhaarschäferrüde ist bereits der zweite Junghund, den Thomas durch den Kindergarten begleitet.

Sein erster Hund, Tristan, ein blonder Labradorrüde, befindet sich derzeit in der Ausbildung bei einer Blindenführhundeinstruktorin.




Was hat dich nach Tristan bewegt, das Abenteuer Junghunde nochmals anzugehen?

Die Ausbildungszeit mit Tristan, dem blonden Lausbuben, hat mir sehr viel Spass gemacht. Ich habe mich deshalb entschlossen, das Abenteuer mit Haakon zu wiederholen. Der Erfolg in der Erziehung ist zwar ungewiss, macht aber die Arbeit auch spannend und immer wieder zur neuen Herausforderung. Unterstützt werden wir bei unserem gemeinsamen Abenteuer Junghunde mit externen Kursen, beispielsweise in der ordentlichen Familienhundeschule und durch die regelmässigen Junghundetrainings beim VBM im Weideli.

Der Wechsel vom Labrador Retriever zum Deutschen Schäferhund ist kein einfacher. Welche Erfahrungen hast du durch die Verschiedenartigkeit der Rassen gemacht?

Beim Vergleich der beiden Hunderassen fallen mir die vielen Vorurteile in der Bevölkerung gegenüber Schäferhunden auf. Haakon trifft wegen seinem Aussehen auf viel abweisendes Verhalten bei den Leuten. Diese vorgefassten Meinungen habe ich mit Tristan als goldigem Labradorrüden in diesem Ausmass nicht erlebt, sondern eher das Gegenteil war der Fall: Tristan wurde immer wieder ungefragt angefasst.

Haakon ist ein quirliger Hund. Um Ruhe zu finden benötigt er meine Hilfe. Das Nervenkostüm von Haakon ist um einiges dünnhäutiger als jenes von Tristan. Dies zeigt sich bei der Verarbeitung von neuen Umwelteindrücken. Hier braucht Haakon im direkten Vergleich mit Tristan länger und mehr Wiederholungen, bis er eine neue Situation richtig verarbeitet und verinnerlicht hat und die Situation für sich als ungefährlich einstufen kann.

Hat Haakon dich in gewissen Situationen auch schon beeindruckt? Wenn ja, erinnerst du dich an entsprechende Ereignisse?

Ja, Haakon beeindruckt mich immer wieder mit seinem liebenswürdigen Wesen. Spontan kommen mir gerade zwei Beispiele in den Sinn: Zuerst unsere gemeinsame Auftritte im Kinderferienspass und dann die freudigen Episoden bei den Mittagessen im Alters- und Pflegeheim. Haakon geniesst es im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein. Seine Freude zeigt er über seine gesamte Körperhaltung und durch seine Mimik. Er lässt sich sowohl von den Schülern als auch den Seniorinnen liebkosen, streicheln, kraulen. Seine Gutmütigkeit imponiert mir immer wieder.

Tristan habt ihr als Welpe übernommen, Haakon dagegen zog halbjährig bei euch ein – wie hast du die erste Zeit mit Haakon empfunden?

Haakon ist ein sehr menschenbezogener, treuer Hund. In der Anfangszeit bei uns tigerte er pausenlos im Haus herum und konnte nachts nicht durchschlafen. Die klassische Negativspirale folgte, der Hund wurde laufend nervöser, am Ende verursachte seine Ruhelosigkeit Magenprobleme und laufend Durchfall. Nach etwa zwei bis drei Monaten hat sich Haakon schliesslich auf seine neue Familie eingelassen und die Situation beruhigte sich zunehmend. Heute kann ich feststellen, dass sich Haakon mit etwas Verzögerung sehr gut in unseren Familienalltag integriert hat und unbeschwert mit uns zusammen lebt.


“Die Blamage, dass mein Tristan oder mein Haakon die Übung schon zum x-ten Mal nicht kapiert hat und währenddessen macht das Nachbars Nero mit links. Jetzt gilt es eben tief durchzuatmen, meinen Hund kraulen und denken, morgen klappt das dann schon mit uns beiden.”

Welche Aspekte durch deine Erfahrung mit Tristan haben dir dabei geholfen mit Haakon eine Bindung aufzubauen und ihm Grundgehorsam und gleichzeitig neue Erfahrungen zu vermitteln?

Tristan begleitete mich von Anfang an überall hin. Er verarbeitete die vielen neuen Eindrücke mühelos. Dadurch hat er sich zu einem gut sozialisierten Hund gemausert. Dementsprechend kommt auch Haakon überall mit hin. Bei all den Umweltsituationen gebe ich mir Mühe, zumindest aus der Sicht von Haakon, immer gleich zu reagieren. Ich denke, dass ich dadurch für Haakon lesbar werde und mein Verhalten für ihn nachvollziehbar wird und er dadurch mir auch in heiklen Situationen vertraut.

Wenn du dich bis an den ersten Moment mit Tristan zurückerinnerst; was haben deine Junghunde dir in dieser Zeit beigebracht?

Die Hunde nehmen unmittelbar unsere Stimmung auf. Entsprechend quittieren sie jedes Unvermögen und jeden Fehler und spiegeln über ihr Verhalten und ihre Körpermimik die anstehenden Konflikte.

Bewusst wurde mir, dass die Hunde, wie wir Menschen ja auch, unterschiedliche Tagesformen haben. Es gibt Tage, da läuft das ganze Übungsprogramm wie am Schnüerli, es gibt aber auch Tage, da läuft es halt gar nicht rund. Solche Tage sollten mit Ruhe und Gelassenheit beenden werden, nicht mit Wut und Frust gegenüber dem Tier.

Das tönt in der Theorie immer so einfach und locker, in der Praxis spielen uns die Emotionen einen Streich. Die Blamage, dass mein Tristan oder mein Haakon die Übung schon zum x-ten Mal nicht kapiert hat und währenddessen macht das Nachbars Nero mit links. Jetzt gilt es eben tief durchzuatmen, meinen Hund kraulen und denken, morgen klappt das dann schon mit uns beiden.

Gab es einen Moment, wo du den Kopf in den Sand stecken wolltest?

Es gibt natürlich immer mal wieder Tage an denen man denkt: «Warum nur tue ich mir das an?» Das sind typischerweise die Tage, an denen gar nichts richtig läuft, und am Ende blamiere ich mich dann noch deftig mit meinem pöbelnden Hund. Eben weil ich nicht mit der nötigen Gelassenheit und mit einem Strahlen im Gesicht den Fehler einfach wegstecken kann.

Wie hast du neuen Mut gefunden weiterzumachen?

Die Hunde schauen einem ja in aller Regel liebevoll, treuherzig und zum Steine erweichen an. Ihr Augenaufschlag sagt uns doch sofort: «Der kann doch kein Wässerchen trüben… und er macht das ganz bestimmt nicht mit Absicht!» Zack und der ganze Frust ist vergessen und wir beginnen die Übung am nächsten Tag nochmals.

Hunde sind halt eben Tiere mit Gefühlen und Emotionen. Der grösste Aufsteller ist Tristan im Weideli zuzuschauen, wie er als stolzer Blindenführhund in Ausbildung in seinem Führgeschirr alle an ihn gestellten Aufgaben meistert. Das allein schon motiviert doch zum Weitermachen!

Ihr habt als Familie zwei offene, fröhliche und manchmal auch lausbübische Rüden durch die Kindergartenzeit begleitet – Haakon bleibt ja noch ein bisschen bei euch. Wann haben dich deine Hunde mit Stolz beschert?

Stolz bin ich, dass die beiden Lausebengel sich mit unserer alten Sennenhündin Jabba vertragen konnten. Wir füttern die Hunde auch zusammen, ohne dass je Futterneid entstanden wäre.

Freude herrscht auch, wenn das Zuhause Geübte in der Hundeschule oder im Junghundetraining im Weideli klappt. Das begeistert uns wieder von neuem, den nächsten Schritt in der Ausbildung in Angriff zu nehmen.

Welche Ratschläge hast du für neue Junghundetrainer?

Sich getrauen, Fragen zu stellen und Ratschläge zu holen. Sich nicht entmutigen lassen von Rückschritten, denn die gehören einfach mit dazu. Die schönen Seiten des Junghundetrainers in vollen Zügen geniessen, nämlich viel in der schönen Natur zu sein und die vier Jahreszeiten erleben. Mit dem Hund durch Dick und Dünn zu gehen und dabei allerlei abenteuerliche Situationen zu erleben und davon noch lange zu erzählen. Zum Schluss nicht lange studieren, sondern einfach sich als Junghundetrainer beim VBM anmelden und einen Welpen in unsere Welt einführen und ihm helfen, ein gut erzogener und toller Junghund zu werden, der mit viel Freude und Elan im Weideli das Führen von blinden Menschen erlernen will.


MENÜ SCHLIESSEN
SPENDEN